Haltung
Über die Haltung von Malawiseebuntbarschen ist schon viel
geschrieben worden. Daher möchte ich mich
(zunächst) auf einige
ausgewählte Aspekte beschränken, die ich für
wichtig erachte.
Hinweise für eine sinnvolle Besatzplanung
Viele Aquarianer sind
unsicher, wie ein Malawibecken richtig und praxistauglich besetzt werden
kann.
Insbesondere taucht oft
die Frage auf, welche Fische zueinander passen und wieviele
Fische insgesamt den
Fischbesatz ausmachen sollen. Nachfolgend werde ich über meine eigenen
Erfahrungen berichten.
Welche Fischanzahl
ist nun die richtige? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich
empfehle ich einen leichten Überbesatz. Dies ist kein Verkaufsargument, sondern
ein solcher funktioniert einfach besser. Dies hat mehrere Gründe.
Zum einen sind
Fische, insbesondere Malawibuntbarsche, soziale Tiere, die sich gegenseitig
animieren. Bei Malawibuntbarschen bildet sich regelmäßig eine Hierarchie im
Becken, das heißt einige Tiere sind dominant, andere eher zurückhaltend. Bei
einem leichten Überbesatz verteilen sich die Revierkämpfe auf viele Tiere, was
weniger Stress für den einzelnen Fisch bedeutet.
Bei einem geringen
Besatz, z.B. 15 Tiere in einem 500 Liter Aquarium, werden die Männchen oft relativ
große Reviere beanspruchen und diese heftig verteidigen. Die anderen Tiere
werden zumeist unterdrückt und werden sich in den den Steinaufbauten verkriechen. So
entsteht ein Ungleichgewicht im Becken und schwächere Tiere kommen nicht zur
Geltung. Eine weitere Folge von einem zu geringen Fischbesatz sind sehr scheue
und schreckhafte Fische, die nur selten die Steinaufbauten verlassen.
Ein zu starker Besatz
führt zu einer erhöhten Wasserbelastung durch Ausscheidungen der Fische. Auch
eine Revierbildung der Männchen wird kaum noch möglich sein. Ein zu hoher
Besatz ist daher auch nicht ratsam. Daher gilt es, ein Mittelmaß zu finden.
Tipp 1
Beschränken Sie sich
auf wenige Arten. Ich persönlich tendiere dazu, 2-4 verschiedene Arten
(Gruppengröße mindestens 5-6 Fische pro Art) in einem Aquarium zusammen zu
pflegen. Die Anzahl der Tiere der einzelnen Art kann dann höher sein, als wenn
z.B. 5-8 verschiedene Arten zusammen gehalten werden. Das Becken ist harmonischer und wirkt ruhiger.
Tipp 2
Oft wird empfohlen,
ein Männchen mit mehreren Weibchen zu halten, etwa 1:2 oder 1:3.
Dies ist zu Zuchtzwecken
natürlich möglich. Ich hingegen habe bessere Erfahrungen
gemacht, wenn mehrere
Männchen mit mehreren Weibchen kombiniert werden. Etwa 3:5 oder
4:6. Auch ein Männchenüberschuss ist möglich. Das
Geschlechterverhältnis hängt natürlich auch davon ab, ob
ein Showbecken bzw.
ein Wohnzimmerbecken eingerichtet wird oder ob gezüchtet werden
soll. Die
Männchen sind fast immer farblich attraktiver als die Weibchen.
Dies ist
natürlich zu berücksichtigen. Das bedeutet bei einem
Showbecken ein relativ
ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Auch ein reines
Männerbecken funktioniert prima. Bei einem Zuchtbecken werden
natürlich mehr
Weibchen als Männchen benötigt.
Tipp 3
Für ein sehr
farbintensives Becken empfehle ich die Kombination von gelben, blauen und roten
Fischen, da diese sehr gut miteinander harmonieren. In meiner langjährigen
Praxis hat sich die Vergesellschaftung von
Labidochromis yellow, Aulonocara firefish "Coral Red" und einer Ahli
Variante als eine Traumkombination herausgestellt. Bei großen Becken kann auch
Melanochromis maingano gut mitvergesellschaftet werden. Die Farbenpracht ist
einfach toll. Im Malawibereich wohl die farbintensivste Fischkombintion.
Vergleichbare Farben der Fische sind sonst nur in der Meerwasseraquaristik zu
finden. Alternativ können natürlich auch andere Arten gut zusammen gepflegt
werden. Dies ist natürlich auch Geschmacksache.
Die richtige
Ernährung
Malawiseebuntbarsche sind Futterspezialisten und haben sich bei ihren
Nahrungsbedürfnissen an ihren natürlichen Lebensraum
angepasst. Das empfindliche Verdauungssystem der Malawibuntbarsche,
insbesondere das der Aufwuchsfresser, benötigen ein
sorgfältig ausgewähltes Futterangebot.
Aufwuchsfresser
ernähren sich in erster Linie von Algen. Darin sind
häufig
kleine Krebstiere und Insektenlarven enthalten. Entgegen
weitläufiger Meinung besteht die Ernährung der
Auchwuchsfresser also nicht nur aus pflanzlicher Kost. Gerade Mbunas
benötigen für eine artgerechte Haltung pflanzliches
Futter
mit einem geringen Fettanteil und
reichlich Ballaststoffen. Ich füttere meine Malawis fast
ausschließlich mit verschiedenen Granulatfuttersorten.Wichtig ist
es, Mbunas
zumindest eine Sorte pflanzliches Granulat (z.B. Spirulina Granulat)
zur Verfügung
zu
stellen.
Damit sollte man die Tiere regelmäßig
füttern.
Wichtig ist abwechslungsreiches und qualitativ gutes und nicht
überlagertes Futter. An diesem Punkt sollte nicht gespart
werden.
Die Tiere werden eine qualitativ hochwertige Futtergabe mit
Schwimmfreude, schönen Farben und Vitatlität danken.
Frostfuttersorten
Mückenlarven
füttere ich nicht, da sie häufig aus unsauberen
Gewässern stammen. Frostfutter sollte vor dem
Verfüttern immer
ganz
aufgetaut werde und mit einem feinen Sieb das Auftauwasser
abgespült werden. Geeignete Frostfuttersorten sind Cyclops, Krill,
Mysis und Artemia. Dennoch bleibt bei Frostfutter immer ein Risiko,
sich Bakterien ins
Wasser einzuschleppen. Daher füttere ich dies nur noch sehr
selten.
Einsetzen der neuen Fische ins
Aquarium
Beim Einsetzen der neuen Fische ins Aquarium sollten Sie wie folgt
vorzugehen. Die Fische sollten nicht mit dem Transportwasser einfach ins Becken
gegeben werden. Erforderlich im Interesse der Tiere ist ein sorgsames
Einsetzen. Die Fische mit dem Transportwasser am besten in einen größeren Eimer
oder ein ähnliches Gefäß geben. Dann sollten Sie langsam etwas Wasser aus dem
„neuen Zuhause“ der Tiere dem Transportwasser beimengen. Dazu kann üblicher 6
mm Luftschlauch verwendet werden. Das Aquarienwasser wird durch den dünnen
Luftschlauch in den Eimer mit dem Transportwasser gelassen. Anschließend sollten Sie einen Teil der Wassers im
Eimer abgießen und die Prozedur (gegebenenfalls mehrfach) wiederholen. Das
beschriebene Vorgehen bewirkt eine langsame Angleichung der Wasserwerte
(insbesondere Angleichung des ph-Wertes und der Wassertemperatur). Je länger
der Transport gedauert hat, umso langsamer und behutsamer sollte die
Angleichung mit dem neuen Aquarienwasser erfolgen. Anschließend sollten Sie die
Tiere sorgsam und langsam – und zwar ohne das Wasser im Eimer - ins Becken
einsetzen.
Wasserwechsel
Um
erfolgreich
Aquarienfische zu pflegen ist ein regelmäßiger
Teilwasserwechsel unbedingt erforderlich. Dies gilt
selbstverständlich auch für Malawisee-Cichliden. Der
Wasserwechsel ist erforderlich, um Schadschoffe, die im Wasser
enthalten sind (z.B. Nitrat) zu reduzieren. Beim Wasserwechsel sollte
das frische Wasser temperiert
nachgefüllt werden (24 bis 25 Grad Celsius). Ein Wasserwechsel
empfielt sich bei normal besetzen Aquarien alle 10 Tage. Bei Zucht- und
stark besetzten Aufzuchtbecken sollte der Wasserwechsel im
wöchentlichen Turnus erfolgen, wobei grundsätzlich
ein
Wasserwechel von 30 bis 60 % zu empfehlen ist.
Regelmäßige Wasserwechel sind ein wesentlicher Faktor für eine gut funktionierende Unterwasserwelt.
Salzzugabe
Bewährt hat es sich in der Praxis etwa 0,5 bis 0,7 Gramm Salz pro
Liter Aquarienwasser ins Wasser zu geben. Ich nehme Salz
aus dem Supermarkt. Spezielle "sog.
Malawisalze" sind nicht erforderlich. Aufgrund der
vielen Nachfragen ein Beispiel für ein 300 Liter Becken (120 cm x
50 cm x 50 cm): Der effektive Wasserinhalt beträgt ca. 250 Liter
(nach Abzug für Sand, Steine etc.). Nun gebe ich bei der
Ersteinrichtung ca. 125 Gramm Salz hinzu. Das Salz löse ich vorher
in ca. 1 Liter warmen Wasser auf. Bei einem Wasserwechsel muss
entsprechend "nachgesalzt" werden, damit die Salzkonzentration
unverändert bleibt. Werden z.B. bei einem Wasserwechsel 100 Liter
getauscht, muss entsprechend auch nur für 100 Liter "nachgesalzt"
werden (also 50 Gramm Salz). Dann erhält man wieder die
gewünschte Salzkonzentration von 0,5 Gramm per Liter
Aquarienwasser.
Bilder aus einem 500 Liter Zuchtaquarium
Sauerstoffsättigung im Wasser
Ein bedeutsamer
Faktor für eine artgerechte Haltung von Malawibuntbarschen ist
sauerstoffreiches Wasser. Sauerstoff ist einer der
belangreichsten Faktoren für das Leben im Aquarium! In der
Nutzfischzucht ist
seit langem bekannt, dass sauerstoffreiches Wasser die Gesundheit und
das
Wachstum der Fische fördern. Für Fische ist ein Leben in
sauerstoffarmen oder
gar sauerstofflosen Gewässern nicht möglich. Um den aus
klaren, sauer-
stoffreichen Gewässern stammenden Malawi-Buntbarschen im Aquarium
gerecht zu
werden, müssen die Sauerstoffbedingungen ideal sein.
Sauerstoffmangel der
Fische ist unbedingt zu vermeiden. Eine solchen erkennt man, wenn die
Fische,
meist morgens, an der Wasseroberfläche oder im Filterstrom stehen
und schwer
atmen schwer. Das bedeutet, dass der Sauerstoffgehalt im
Aquarienwasser zu
niedrig ist. In unseren heimischen Aquarien ist das Wasser in der Regel
nur zu
ca. 80% mit Sauerstoff gesättigt. Sofern der
Sauerstoffgehalt nur um
weitere wenige Prozentpunkte sinkt leiden die Fische unter Atemnot.
Stellen wir
Atemnot der Tiere fest, sollte zunächst überprüft
werden, ob ein Gerät
ausgefallen ist. Für Sauerstoffzufuhr sorgt in erster Linie die
Filtration,
indem sie das Wasser bewegt, oder die Strömungspumpe und auch
ein Luftsprudler. Die häufigste Ursache für zeitweisen
Sauerstoffmangel
ist ein stark verunreinigter Filter, dessen Anschlussleitungen, oder
eine mit
Pflanzenmaterial zugesetzte Strömungspumpe. In beiden Fällen
wird das Wasser
nicht genügend bewegt und somit nicht mehr ausreichend mit
Sauerstoff angereichert. Reinigen Sie also den Filter und dessen
Schlauchleitungen - und sofern vorhanden - die
Strömungspumpe. Meist ist
das Problem innerhalb von ein bis zwei Stunden behoben. Um eine
ausreichende Sauerstoffversorgung zu gewährleisten ist es ratsam,
für
eine ausreichende Bewegung des Wassers zu sorgen. Auch sollte die
Oberfläche
des Wassers in Bewegung sein, um die Bildung einer Kahmhaut zu
vermeiden.
Empfehlenswert ist der Einsatz einer Strömungspumpe. Bei einem
Außenfilter kann
zusätzlich auf der Druckseite ein Diffusor verwendet werden. Auch
Luftsprudler
sind ratsam. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von
Oxidatoren.
GN-Luftheber
In fast allen meinen Aquarien verwende ich Luftheber. Mittlereweile
verwende ich ausschließlich Luftheber von Herrn Udo Oleschko.
Diese sind leicht zu reinigen und haben mindestens 30 % mehr Leistung
als herkömmliche Luftheber. Ich habe diese über 1 Jahr
ausgiebig getestet und kann sie wärmstens empfehlen. Nach meiner
Erfahrung gibt es nichts Besseres auf dem Markt. Das Copyright der
beiden unten gezeigten Bilder liegt bei Herrn Oleschko.
Weitere Infos unter:
www.gn-luftheber.de
Filterung
Wichtig ist, den Filter ausreichend groß zu
wälen.
Als Faustregel gilt eine 3 bis 4-malige Wasserumwälzung in der
Stunde. Der Filter sollte nicht zu häufig und zu intensiv gereinigt
werden, da die Bakterienstämme erhalten bleiben
müssen. Meine Zuchtbecken filtere ich über sog. Hamburger
Mattenfilter.
Dies ist eine biologische Filterung, die kostengünstig und
sehr
effektiv ist. Für Showbecken oder ein Aquarium im Wohnbereich ist sicherlich der
Einsatz eines Außenfilters oder meherer Außenfilter zu
empfehlen. Hierbei sollte auf ausreichend großes Filtervolumen
und hohe Pumpenleistung Wert gelegt werden. Gute Erfahrungen habe ich
mit Filtern von Eheim und JBL gemacht.
Wasserwerte
Folgende Wasserwerte hat das Recklinghäuser Leitungswasser:
Ph-Wert: 7,52
Härte: 1,99 mmo/l
Gesamthärte: 11,2 °dh
Karbonathärte: 8,2 ° dh
Antennenwelse
Es
ist ratsam, einige Antennenwelse (Ancistrus) ins Malawibecken zu
integrieren. Es gibt sie u.a. als "normale" Form und in der
Albinovariante. Diese Welse fressen die unerwünschten braunen
Algen und
helfen, auf natürliche Art für ein sauberes Becken zu
sorgen. Bei mir
hat es sich bewährt, auf 100 Liter Wasser ein oder zwei
Antennenwelse
einzusetzen.
Antennenwelse
Buchtipps
Zur Lektüre kann ich uneingeschränkt die
Bücher von Andreas Spreinat und Ad Konings empfehlen:
- Malawisee-Buntbarsche (Andreas Spreinat), Erfolgreiche
Haltung und Zucht, Dähne Verlag, ISBN 3-935175-10-8
- Malawisee-Buntbarsche (Andreas Spreinat), Teil 2: Arten und
Lebensräume, Dähne Verlag, ISBN 10: 3-935175-23-x
- Malawisee-Cichliden aus Tansania (Andreas Spreinat), ISBN:
3-926142-42-1
- Back to Nature Handbuch für Malawibuntbarsche (Ad Konings),
ISBN 3-935175-18-3
- Atlas der Malawisee Cichliden Band I (Ad Konings), Bede Verlag, ISBN
3-931792-09-9
- Atlas der Malawisee Cichliden Band II (Ad Konings), Bede Verlag, ISBN
3-931792-10-2
- Atlas der Malawisee Cichliden Band III (Ad Konings), Bede Verlag,
ISBN 3-89860-085-8